von Oswald Prucker
Was für eine politische Karriere: Im Juni erst in den Schallstadter Gemeinderat gewählt und jetzt gleich als stellvertretende Vorsitzende (Juso-Sprech: Stelli) in den Juso-Landesvorstand eingezogen. Herzlichen Glückwunsch und Danke für das Interview.
Liebe Ellen, herzlichen Glückwunsch zur Wahl zur stellvertretenden Vorsitzenden in den Landesvorstand der Jusos Baden-Württemberg. Bevor wir aber dazu kommen: Erzähle doch mal ein bisschen von dir! Ich bin mir sicher, dass dich die Genoss:innen in unserem Landkreis besser kennenlernen möchten.
Gerne! Manche kennen mich vielleicht bereits als Kandidatin für Gemeinderat und Kreistag. Die Politik spielt in meinem Alltag auf jeden Fall eine zentrale Rolle. Da ich im Juni diesen Jahres erst mein Abitur absolviert habe, fängt für mich nun mein erstes Semester als Soziologiestudentin an. Neben Minijob im Bastelladen und Online-Nachhilfelehrerin gehe ich außerdem sehr gerne ins Fitness, um einen Ausgleich zu meinem sonst vollgepackten, intellektuell anspruchsvollen Alltag zu bekommen.
Abends findet man mich also meist im Gym vor. Wenn nicht, auch gerne während einem Film mit meiner Mutter und unserem Hund auf der Couch.
Du bist ja in sehr jungen Jahren in die Partei eingetreten. Was hat dich dazu bewogen und wie bist du auf die SPD gekommen?
Die Frage bekomme ich häufiger gestellt. Zunächst einmal bin ich den Jusos vor ca. 2 Jahren beigetreten. Zuerst dachte ich, dass ich durch meinen Juso-Eintritt auch automatisch der SPD beigetreten wäre. Zu dem Schluss, dass es einem offiziellen Beitritt bedarf, bin ich nach knapp einem Jahr gekommen. Zu meinem Beitritt hat mich überwiegend meine Frustration mit der aktuellen Politik bewegt: Wir brauchen mehr junge Stimmen, die in den Parlamenten gehört werden und zum jetzigen Zeitpunkt klar unterrepräsentiert sind. Vor allem in kritischen Fragen, weichen die Positionen der älteren Generationen dann doch oft von jungen Standpunkten ab. Da brauchen wir ein besseres Verhältnis. SPD-Mitglied bin ich deshalb, weil ich mich klar mit den Grundzügen unserer Sozialdemokratie identifizieren kann: Solidarität, Freiheit und Gerechtigkeit. Diese Werte stehen für mich an erster Stelle.
Klar sind die Jusos jetzt deine politische Heimat aber du bist ja auch sonst noch politisch aktiv. Erzähle uns davon!
Das stimmt, für mich stehen die Jusos auf jeden Fall an erster Stelle. Bei uns Jusos Breisgau-Hochschwarzwald wurde ich letztes Jahr ebenfalls zur stellv. Vorsitzenden gewählt. Deshalb bin ich meist in unseren jungsozialistischen Themen vertieft. In meinem Amt als Gemeinderätin werde ich aber natürlich auch stets gefordert. Egal ob Waldbegang mit unserem Förster oder Klausurtagung: Es steht immer was an.
Die Vorstandsarbeit liegt nun vor dir. Was sind deine politischen Schwerpunkte für das nächste Jahr im Juso-Landesvorstand?
Wir sind ein komplett neuer und größtenteils in der Landespolitik unerfahrener Vorstand. Vor uns liegt also eine Menge Arbeit. Da Internationalismus und Feminismus für uns Jusos im Fokus stehen, möchte ich mich unter anderem auf diese Schwerpunkte konzentrieren und weiter ausbauen. Frauen machen die Hälfte unserer Gesellschaft aus und sollten deshalb auch die Hälfte des Kuchens abbekommen.
Außerdem kann es schwierig sein, eine Ansprechperson in einem so großen Landesverband zu finden, weshalb ich eine offene Anlaufstelle für Fragen und vertrauliche Probleme sein möchte.
Das bringt mich auch zum nächsten Punkt: Transparenz. Durch Stärkung unserer internen Strukturen und mehr Transparenz in unserem Landesverband, können wir unseren Verband stärker zusammenwachsen lassen. Die meisten Jusos wissen nicht einmal, was nach dem Beschluss unserer Anträge auf Landesauschüssen oder Delegiertenkonferenzen passiert oder haben Probleme, als neue Vorsitzende in die Vorstandsarbeit einzusteigen. Das muss sich ändern. Eine Möglichkeit wäre hier zum Beispiel ein Wiki, also eine Enzyklopädie, zum Klären von Begrifflichkeiten oder als Hilfestellung.
Hast du schon politische Pläne über die Juso-Zeit hinaus?
Ganz konkret natürlich nicht. Sich in der Politik zu sehr festzulegen und zu versteifen, wäre auch nicht sinnvoll. In der Politik sehe ich mich in 20 Jahren auf jeden Fall immer noch. Es wird immer etwas zu verbessern geben und somit auch etwas zu debattieren und besprechen. Das finde ich mitunter auch das Schöne an der Politik: Lange, interessante und aufschlussreiche Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen. Davon lebt unsere Demokratie und das treibt mich an.